Syrien und Türkei: Nothilfe nach schwerem Erdbeben
Das starke Erdbeben, das in der Nacht zum 6. Februar 2023 Gebiete im Südosten der Türkei und den Norden Syriens erschütterte, hat das Leben in der Region existentiell erschüttert und mehr als 56.000 Tote gefordert. Auch rund sechs Monate danach sind die Menschen auf internationale Unterstützung angewiesen. Die Caritas ist mit zehn lokalen Partnerorganisationen auf beiden Seiten der Grenze im Einsatz: Hunderte Helferinnen und Helfer sichern das Überleben. Sie bringen weiterhin Trinkwasser und Lebensmittel ins Katastrophengebiet. Um Seuchen vorzubeugen, werden Hygieneartikel verteilt und sanitäre Einrichtungen aufgebaut. Psychologinnen und Psychologen stehen den traumatisierten Kindern, Erwachsenen und Senioren in dieser schweren Zeit bei. Tag für Tag werden gigantische Mengen an Trümmern beseitigt.
Insgesamt haben die Spenderinnen und Spender Caritas international Spenden in Höhe von 23,87 Millionen Euro anvertraut. Hiermit soll in den kommenden fünf Jahren der Wiederaufbau unterstützt werden. Bis zum Juli 2023 konnte Caritas international bereits 4,5 Millionen Euro für die akute Nothilfe verwenden.
Helfen, wo die Not am größten ist
Unser Anspruch ist es, den Menschen überall dort zu helfen, wo sie diese Hilfe benötigen. Sei es in Notunterkünften oder in ihren Privathäusern. Die direkte Förderung von besonders bedürftigen Personen wie Menschen mit Behinderungen oder chronischen Erkrankungen steht dabei besonders im Fokus. Caritas Syrien unterstützt z.B. gezielt mit der Verteilung von Hörgeräten, Inhalatoren, Blutzuckermessgeräte sowie Rollstühlen und gewährt zudem finanzielle Unterstützungen. Bei Hausbesuchen verschaffen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Caritas Partnerorganisationen einen Überblick und koordinieren direkt die Hilfsangebote.
Die nächste Phase der Hilfe: Ein neues Dach über den Kopf
Das Ziel fast aller Betroffenen ist es, zurück in ihr eigenes Haus und ihr Zuhause zu kommen. Wo die Baustruktur das zulässt, sollen diese Wünsche möglichst schnell ermöglicht werden. Caritas und ihre Partner unterstützen die Menschen deshalb z.B. bei kleineren Reparaturen an den Privathäusern („light repair“), um diese wieder bewohnbar zu machen.
Doch viele Familien müssen weiterhin in Notunterkünften und Zelten ausharren. Wie zum Beispiel Ayman Abbaud und seine Familie:
Etwa 15 Quadratmeter Platz haben Ayman Abbaud und seine achtköpfige Familie zum Leben. Das ist alles, was ihnen nach dem Erdbeben vom 6. Februar geblieben ist. Ayman Abbaud ist 45 Jahre alt und der einzige Ernährer seiner Familie. Vor dem Erdbeben lebten sie in einer kleinen Wohnung in Kahramanmaras. Das alte Auto war der wichtigste Besitz. Damit konnte Ayman Abbauder als Taxifahrer und mit Kleintransporten einen bescheidenen Lebensunterhalt verdienen. Das Auto liegt nun unter einem Schuttberg begraben, sein Haus stürzte komplett ein.
Die Familie Abbaud rettete ihr Leben – doch viel mehr ist ihnen nicht geblieben. Nur die Kleider, die sie am Leibe tragen, warme Decken und Matratzen, die ihnen die lokale Partnerorganisation der Caritas gebracht hat. Und das Zelt, in dem sie seit dem Beben zu acht schlafen. Die Regierung tut, was sie kann, verschiedene Hilfsorganisationen unterstützen, aber es reicht gerade so zum täglichen Überleben.
Wie soll es weitergehen? Ayman Abbaud weiß es nicht. Gerade ist er froh, dass die Familien im Camp täglich warmes Essen bekommen von der Hilfsorganisation Orange, mit der die Caritas zusammenarbeitet. Caritas international will mit ihrer lokalen Partnerorganisation eine Gemeinschaftsküche organisieren, in der die Familien des kleinen Camps gemeinsam kochen können. Bald soll die Familie eine Gasflasche und Kochtöpfe bekommen. Das wäre schon ein kleiner Schritt in Richtung Selbstständigkeit. Herr Abbauds größter Wunsch: Dass seine Familie bis zum nächsten Winter in eine bessere provisorische Unterkunft umziehen könnte, raus aus dem Zelt. Eine eigene Wohnung? Derzeit unvorstellbar.
Es ist ihm sehr wichtig zu sagen, wie gut es tue, zu wissen, dass Menschen mit ihm und seiner Familie und den vielen anderen Betroffenen mitfühlen.
Schon jetzt: Winterhilfe in Vorbereitung
Mit Hochdruck bereitet Caritas die Menschen schon jetzt auf den Winter vor. Denn auch wenn wir uns gerade mitten im Sommer befinden, ist der Winter für die vielen obdachlosen Menschen im Katastrophengebiet eine bedrohliche Perspektive.
So wird nun der Bau von kleinen, feststehenden Wohneinheiten geplant, um eine mittelfristige Lösung für die Unterbringung der Betroffenen zu schaffen. Familien sollen nicht mehr in Zelten schlafen müssen, sondern haben dann ein festes Dach über dem Kopf. In vorgefertigten kleinen Häusern haben Familien mit fünf bis sechs Angehörigen auf insgesamt 30 Quadratmetern Platz. Diese Bauweise wurde bereits in Nordsyrien eingesetzt. Nun sollen solche Häuser auch in der Türkei gebaut werden. Zusätzlich wird in diesen Tagen bereits damit begonnen, große Mengen Heizmaterial, Kleidung und Decken zu erwerben und im Katastrophengebiet zu verteilen.
Dank Ihrer Spenden können wir den Menschen in Syrien und in der Türkei helfen. Die Hilfe wird durch unsere Nothilfeexperten stetig ausgebaut und an die Situation angepasst.
Haben Sie herzlichen Dank!
Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Webseite www.caritas-international.de